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ETHICS' ANATOMYAm 04.02.2015 um 18:00 Uhr Ort: Seminarraum Institut für Ethik und Geschichte der Medizin Humboldtallee 36 37073 Göttingen > Google Maps
Eintritt frei! |
Psychiatrie und EthikInformationen zum FilmUm eine Gefängnisstrafe auf bequeme Weise abzusitzen, täuscht der wegen Verführung einer Minderjährigen verurteilte Randall McMurphy (Jack Nicholson) eine psychiatrische Erkrankung vor. Er wird in eine staatliche Nervenheilanstalt eingewiesen. Dort führt die Stationsschwester Miss Ratched ein brutales, menschenverachtendes Regiment. Die hilflosen Patienten vegetieren in Angst und Verzweiflung vor sich hin. Wer sich nicht anpasst, wird mit Elektroschocks gefügig gemacht. Doch das Auftauchen von McMurphy, der sich an keine Regeln hält, bringt die strenge Struktur der geschlossenen Station gehörig ins Wanken und nach und nach tauen auch die anderen Patienten auf und entwickeln neue Lebenskräfte jenseits ihrer psychischen Probleme. Der mit fünf Oscars ausgezeichnete Film von Miloš Forman beruht auf dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers Ken Kesey. Die Idee zu dem Roman kam Kesey während seiner Zeit als Aushilfskraft in einer psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses für Vietnam-Veteranen.DiskussionsthemenObwohl sich seit Erscheinen des Films vor 40 Jahren Grundlegendes in der Psychiatrie geändert hat (Stichwort: Psychiatriereform) spricht er doch einige zentrale Fragen an, die auch für die heute Psychiatrie von Bedeutung sind, etwa die nach dem Krankheitswert sozial abweichenden Verhaltens, dem Selbstverständnis und der Rolle von Psychiatrie zwischen Heilauftrag und Ordnungsmacht oder der Rechtfertigung von Zwangsmaßnahmen bei psychisch kranken Menschen. Inzwischen werden vorwiegend medikamentöse Behandlungsansätze genutzt. Mit dem Verfassungsgerichtsbeschluss 2011, der medikamentöse Zwangsbehandlung an hohe rechtliche Hürden knüpft, können therapeutisch sinnvolle Behandlungen in konkreten Fällen nicht mehr genutzt werden. Dies wirft die Frage nach Legitimation einer Behandlung gegen den Willen, aber im Interesse eines nicht einwilligungsfähigen Betroffenen ebenso auf wie die nach der Legitimation einer Unterbringung von psychisch nicht schwer kranken, aber hochgefährlichen Straftätern in einer psychiatrischen Klinik zum Schutz der Öffentlichkeit, wie sie mit dem 2012 eingeführten Therapieunterbringungsgesetz angestoßen wurden worden sind. Insofern wirft der Film Fragen auf, die angesichts der aktuellen rechts- und gesellschaftlichen Entwicklung hohe Brisanz gewonnen haben.
Mitwirkende Personen:Prof. Dr. Jürgen Müller ist Professor für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie der Georg-August-Universität Göttingen und Chefarzt der Abteilung für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie des Niedersächsischen Landeskrankenhauses Göttingen. Er studierte Humanmedizin in Würzburg, Wien, Berlin und München. Jürgen Müller ist Gutachter für zahlreiche psychiatrische Fachzeitschriften. Matthias Koller ist seit über 20 Jahren Richter in Göttingen. Derzeit Vorsitzender einer Zivilkammer des Landgerichts. Langjährige Zuständigkeit für psychiatrische Unterbringungen (Maßregelvollzug, PsychKG). Mitarbeit in verschiedenen Gremien zu psychiatrischen Fragestellungen und zur Strafäterbehandlung. Veröffentlichungen und Vorträge insbesondere zu Fragen der Sicherungsverwahrung, der psychiatrischen Unterbringung und des Rechts der psychiatrischen Behandlung. Prof. Dr. Alfred Simon studierte Philosophie, Theologie, und Psychologie in St. Pölten und Wien. Er leitet die Akademie für Ethik in der Medizin, eine wissenschaftliche Einrichtung an der Universitätsmedizin Göttingen. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Medizinethik, setzt er sich auch für eine Verbesserung ethischer Entscheidungsfindung im Klinikalltag ein. Als Vorsitzender des Klinischen Ethikkomitees der Universitätsmedizin Göttingen berät er Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie Patienten und deren Angehörige in schwierigen Entscheidungssituationen. |
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